Hausandacht zum Ostersonntag

Vorbetrachtung

Liebe Brüder und Schwestern in den Kirchengemeinden,

ich habe in den letzten Tagen sehr gespürt, wie vielen Menschen wirklich die Kraft und die Geduld ausgehen. Die Stimmung ist angespannt. Man will am liebsten einfach nicht mehr mitmachen. Als es um die Entscheidung ging, feiern wir in der Kirche Ostern oder nicht, waren die Ansichten dazu sehr verschieden. Die Passionszeit, die Zeit des Verzichtes, die Zeit des Nachdenkens über die Grenzen des Menschen und des Lebens erreichte ihren Höhepunkt, so intensiv, wie ich es noch nie erlebte. Uns wurde dunkel im Gemüt.

Heute ist der Ostertag und viele Menschen weltweit rufen trotzig und aus voller Kehle: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!“ Der Osterruf bäumt sich auf. Er stellt sich dem vermeintlich Ausweglosen entgegen. Er hilft, die Lähmung abzuschütteln, wie die Müdigkeit am Morgen. Jeder Tag hat seine eigene Plage, so heißt es im Matthäusevangelium. Das blieb auch nach Jesu Auferstehung vor 2000 Jahren so. Aber immer wieder ging es weiter. Wir gehen zusammen weiter. Wir halten an der Hoffnung fest, dass das Leben und dass die Liebe immer über Tod und Hass siegen werden.

Nehmen sie sich kurz Zeit und richten sie sich den Ort, an dem sie sitzen schön ein. Entzünden sie eine Kerze, wenn möglich. Schieben sie alle Gardinen auf und vielleicht öffnen sie auch das Fenster. Hören sie Vögel zwitschern?

Gebet

Liebevoller Gott, du hilfst uns auf die Sprünge. Du wäschst ab, was uns festhält. Du vergibst, was unser Herz träge macht. Du rufst uns zu: „Fürchtet euch nicht!“ Deine Liebe hat kein Ende, weder Tod noch Mächte noch alle Gewalten können gegen dich bestehen. Wir danken dir für deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.

Liedtext: Wir stehen im Morgen (leider nur zum Lesen)

Wir stehen im Morgen. Aus Gott ein Schein durchblitzt alle Gräber. Es bricht ein Stein. Erstanden ist Christus. Ein Tanz setzt ein. Halleluja!

Ein Tanz, der um Erde und Sonne kreist, der Reigen des Christus, voll Kraft und Geist, der Tanz, der uns alle vom Tod entreißt. Halleluja!

Wir folgen dem Christus, der mit uns zieht, stehn auf, wo der Tod und sein Werk geschieht, im Aufstand erklingt unser Osterlied. Halleluja!

Am Ende durchziehn wir, von Angst befreit, die düstere Pforte, zum Tanz bereit. Du selbst gibst und, Christus, dein Festgeleit. Halleluja!

Impuls

Eine gebundene Gestalt. In ihrer Verletzlichkeit umhüllt sie zum Schutz eine Decke. Sie leuchtet golden. Die Gestalt steht auf solidem Fundament. Beinahe entrückt von der Erde geht ihr Blick ins Weite. Doch sie ist nicht frei. Sie ist gefesselt. Es ist ihr nicht möglich loszugehen, der Sonne entgegen. Sie ist bereit. Auch wenn sie auf ein getrübtes Glas blickt und sie das Dahinterliegende nicht klar, sondern allenfalls schemenhaft erkennen kann, sie bleibt fokussiert und standhaft. Nur eben, dass sie momentan noch nicht mehr erfahren kann. Eine gebundene Gestalt.

Bild: Verhüllte Figur, Kunstinstallation von Karo Kollwitz und Daniel Guischard in der katholischen Kirche St- Elisabeth in Gera

Lesung: Johannes 20,1-10. Am ersten Tag der Woche kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus, und sie kamen zum Grab. Es liefen aber die beiden miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam als Erster zum Grab, schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein. Da kam Simon Petrus ihm nach und ging hinein in das Grab und sieht die Leinentücher liegen, und das Schweißtuch, das auf Jesu Haupt gelegen hatte, nicht bei den Leinentüchern, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort. Da ging auch der andere Jünger hinein, der als Erster zum Grab gekommen war, und sah und glaubte. Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste. Da gingen die Jünger wieder zu den anderen zurück.

Wie geht es mir in dieser Zeit? Bin ich stark und fokussiert? Nehme ich Gottes wärmende Decke um meine Seele wahr? Bleibe ich sehnsüchtig? Oder kann ich das alles nicht verstehen? Wende ich mich betrübt ab? Es ist sicher nicht meine Schuld. Nur wie soll ich wieder frei werden? Wird das je gelingen?

Lesung: Johannes 20,11-18. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: »Ich habe den Herrn gesehen«, und was er zu ihr gesagt habe.

Gott begegnet uns im Leben ganz unerwartet. Und leider allzu oft erkennen wir ihn nicht. Wir sind wie gebundene Gestalten, dazu berufen, loszugehen, fröhlich und lebendig. Doch wir vermögen es nicht allein. Wir brauchen Gott, der unsere Fesseln löst. Er ist unser Morgen und unser Licht, dass uns anzieht. Er ist die Auferstehung, im Leben und im Tod. Auch in der absoluten Ausweglosigkeit, vermag er es, die dicken Mauern unserer Isolation und alle uns die Sicht versperrenden trüben Scheiben zu sprengen. Die Osterbotschaft nimmt uns die Last von den Schultern, unserer eigenen Rettung Herr sein zu müssen. Gott war immer da. Er ist bei mir und er wird immer wieder zu mir kommen und mich ins Leben führen.

Fürbitte

Guter Gott, du bist das Licht! Und in deinem Licht ist das Leben, das kein Ende kennt. Danke für die Ostererfahrung! Danke, dass ich erkenne, dass hinter jedem Ende ein neuer Anfang steht.

Schenke diese Erkenntnis allen, die in diesen Tagen nicht ins Weite sehen können. Hilf uns, loszugehen, gegen Hass und Neid, gegen Einsamkeit und Armut, gegen die Gottvergessenheit unserer Zeit.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

So segne und behüte uns Gott der Allmächtige und Barmherzige. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen

www.kirchspielrastenberg.de