Die Gruft und der Geheimgang

Noch bis heute geistert die Geschichte durch die Köpfe, dass zwischen dem Werthemschen Schloss (heute Standort der Kaufhalle) und der Kirche ein Geheimgang existierte. Vor allem bei Straßenbaumaßnahmen am Karlsplatz bekam das Gerücht immer wieder neue Nahrung. Man fand bei den Schachtarbeiten Hohlräume und glaubte immer wieder den Geheimgang gefunden zu haben. Es waren jedoch immer nur Reste mittelalterlicher Kellergewölbe.

Woher stammen diese?

1825 brannte unser Dorf wieder einmal fast ab. 31 Gebäude wurden Raub der Flammen. Der Brand bedrohte auch das neue Werthernsche Schloss (1710 gebaut). Nun nutzte der Graf und die Gemeinde die Chance einer Neuordnung der Bebauung. Feuerzieche (Lücken) zwischen den Gehöften wurden eingeplant und der Karlsplatz angelegt. Die neuen Gebäude mussten weiter von der Straße zurückgenommen werden. Dadurch entstand eine breite Alleestraße mit Lindenbäumen. Die Keller der alten Häuser wurde einfach zugeschüttet und zum Teil überpflastert. Ein Gang hätte unter der Klinge verlegt werden müssen. Das Grundwasser und Sickerwasser von der Klinge hätten dies im Mittelalter schwerlich möglich gemacht. Fast jedes Schloss hat solche Gänge also musste unseres auch so etwas aufweisen.

Die geheimnisvolle Gruft in der Kirche untermauerte diese Theorien zusätzlich.

1729/30 wurde die neue Georgskirche gebaut. Die Grafen und Barone von Werthern ließen eine Grablege ( Gruft) unter den Altar anlegen. Vor dem Altar waren im Fußboden eine Holzbohlentür. Man legte den Verstorbenen in ein Leichentuch (nicht Sarg!) und legte ihn dann in die Gruft. Schiller wurde auch so im Kassegewölbe in Weimar bestattet!

Das erste mal wurde die Gruft 1731 für den Leichnam des unerwartet verstorbenen Sohnes der gräflich werthernschen Familie genutzt. „Am 26. Juni wurde das einzige Söhnlein der hier wohnhaften gräfl. Werthernschen Familie Abends zwischen 9 und 10 Uhr bei Fackelbeleuchtung nach der Gruft getragen und dort beigesetzt“

1860 wurde die nur 25 jährige Ehefrau des Freiherren Thilo von Werthern in der Gruft beigesetzt. Sie bekam ein „ Scheinbegräbnis“ vor der Kirche (Cäcilie von Heyden- Linden) als Sakropharg aus rotem Porphyr.

1888 wurde die Asche des Freiherren Thilo in der Gruft neben die Gebeine seiner Frau beigesetzt. Er hatte sich als erster in unserer Umgebung in Gotha verbrennen lassen.

Das Werk der Verwesung konnte ansonsten immer in der Gruft beginnen. Die Gerüche waren aber nicht vorteilhaft für den Gottesdienst. Deswegen wurde 1893 bei der Kirchsanierung die Gruft zugemauert, die Luftschächte verschüttet und der Standort der Holzbohlentür mit Klinkern überpflastert.

Aber in den Köpfen blieb die Gruft und sie steigerte sich bis zum Geheimgang.

2008/09 begann man mit den Vorarbeiten für eine Sanierung des Klinkerfußbodens in der Kirche. Pfarrer Hartmut Lösch ließ nach dem Zugang für die Gruft suchen und es konnte ein Blick in diese geworfen werden. Leider haben wohl die Mauerer von 1893 oder die Ratten sehr gewüstet. Kein Skelett war mehr in natürlicher Lage. Alle großen Röhrenknochen waren zerstreut. Von Grabbeigaben (Schmuck) gab es wenig Spuren! Reste eines vom Zinnfraß lädierten Zinntellers lassen auf Grabbeigaben in Form von Lieblingsspeißen schließen.

Eine denkmalpflegerische Nutzung der Gruft ist unmöglich.

Am Mittwoch, 01.04.2009, wird der Zugang der Gruft vom Gemeindearbeiter Heinz Dörrer wieder mit Sand verschüttet. Es helfen dabei Thomas König und Olaf Grimmer.

Vorher haben Horst Witzel und Werner Zöllner den Eingang vermauert.